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Städtebauliches Expertenverfahren U2 Stadlau

Kenndaten
 
Projektgemeinschaft mit Landschaftsarchitekt Roman Ivancsics
Planungszeit:  2000   Jury­emp­fehlung
Auslober: Stadt Wien - MA 21
Adresse: Wien 22 Stadionsbereich U2 Stadlau
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Bebauung / Nutzung

Entwickelt wurde ein kompaktes Siedlungsdock (in Bauetappen realisierbar) im Umfeld ver-schiedenartiger Randbedingungen:
Verkehrsband Bahnhof Stadlau im NW, Gründerzeitliche Blockrandstruktur als Rand des alten Ortskerns Stadlau im N, Grünland bzw. SWW im Vorfeld der Lobau bzw. Grünzug Hirschstetten im S und SO, eingelagerte Nutzung von Sportfläche, Kleingarten- und Einfamilienhausbesiedelung entlang des Mühlgrundweges stellen optimale wie gegenläufige Vorgaben für eine Wohnbebauung dar.
Eine klar umgrenzte, eigenständige Siedlungseinheit kompensiert die verschiedenartigen Bedingnisse, wobei innenorientierte Hausformen Dichte steigern und Emissionen mindern. Eine Höhengliederung von Nord nach Süd unterstützt diese Maßnahme.
Die Bebauungsformen bieten im Bereich der U-Bahn-Station durch Zusatzgeschosse Raum für Infrastruktur an, ohne dass vom Hofhaustyp abgegangen werden muss.
Platzgliedernde Einzelbauten entlang der Bebauungsschneise der U-Bahn-Trasse nehmen ergänzende infrastrukturelle Zusatzfunktionen auf.

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Grünraum und Landschaft

Das landschaftsräumliche Konzept entwickelt im Zusammenwirken mit der städtebaulichen Disposition die Strategie einer klar umgrenzten, eigenständigen Siedlungseinheit, die vom Landschaftsraum des Lobauvorlandes gleichsam umspült wird. Dieser Landschaftsraum wird bis zur U2 herangeführt und formuliert die Station als Haltepunkt in der Landschaft.
Der im Osten verlaufende Grünzug Mühlwasser - Hirschstetten bleibt unangetastet und wird mit nutzbaren Wiesenpartien weiterentwickelt.
Der bestehende Jungwald im Westen bildet das Rückgrat für die Landschaftszunge bis zur U2-Station, ermöglicht eine neue, eigenständige Bewegungslinie zum Mühlwasser und bietet qualitativ hochwertige Landschaftspartien in unmittelbarer Wohnungsnähe.
Der neue Sportplatz schiebt sich zwischen Jungwald und bestehende bzw. geplante Wald-bereiche und setzt die Bereiche mit "Sondernutzungen im Grünraum" (Kleingärten und Gartensiedlungen) lagebezogen konsequent fort.
Der Standort wird bewusst gewählt, da der vorhandene Jungwald höher zu bewerten ist als die Hundeabrichteplätze auf den Sww-Flächen. Das Konzept des Heranführens des Landschafts-raumes bis zur U2-Station ermöglicht bei wesentlich höherer Qualität als der Bestand großzügige Sww-Entwicklungsflächen. Der Standortvorschlag wird darüber hinaus durch die Nähe zur U2-Station, die gute Zufahrtsmöglichkeit und das Parkplatzkonzept mit Mehrfachnutzung unterstützt.
Als sekundärer Ersatzstandort wird ein Bereich direkt westlich der neuen Bebauung vorgeschlagen. Dabei werden fast keine Sww-Flächen (mit Hundeabrichteplätzen) beansprucht, jedoch der gesamte Jungwaldbestand.

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Verkehr

ÖNV:
Der kompakte, zur U2-Station orientierte Siedlungskörper unterstützt die angestrebte Forcierung des ÖPNV sowie des Fußgänger- und Radverkehrs.
Die funktionellen Erfordernisse für U2, S80 und Busse werden zusammen mit den möglichen Grundstücksdispositionen als strukturelle Vorgaben aufgenommen und städtebaulich umgesetzt.
Ergänzend wird vorgeschlagen, eine der vorgesehenen Buslinien mit einer Schleife in das neue Quartier hineinzuführen.

Fuß- und Radwege:
Für die Entwicklung des Fuß- und Rad Wegesystemes sind die Verbindungen von den vorhandenen und zukünftigen Wohngebieten zur U2-Station und von der U2-Station zu den Erholungs- und Landschaftsräumen der Lobau wesentlich.
Im Norden werden der Zentrumsbereich von Stadlau über die Konstanziagasse und das Gebiet Richtung Langobardenstraße über neue Verbindungen angeschlossen. Im Osten erfolgt eine Verknüpfung mit dem Fuß- und Radweg südlich des Stadlauer Friedhofes. Das neue Wohngebiet ist direkt mit der U2-Station über die Mühlgrundgasse als attraktives, begrüntes Rückgrat mit Orientierung zu den Landschaftsräumen des Lobauvorlandes verknüpft.
Die Hauptorientierung zum "Unteren Mühlwasser" und zur Lobau erfolgt über eine neue Verbindung am Westrand der Bebauung mit einem gedeckten Zugang zur U2 am Rande des bis zur U2-Station geführten offenen Landschaftsraumes mit einer Allee. Wiesen und Waldpartien führen Richtung Süden zur Furt über das Untere Mühlwasser beim Forsthaus. Vom Vorplatz der S 80 an der Kaisermühlenstraße wird eine weitere Radwegverbindung in die Lobau angeboten.
Im U2-Stationsbereich ergeben sich ausreichende Möglichkeiten für eine Bike an Ride - Anlage sowie Potentiale zur Einrichtung von Fahrradverleih und Information über den Nationalpark Lobau.

MIV:
In der allerersten Phase kann die Mühlgrundgasse als Nord-Süd-Erschließungsrückgrat im Bestand verbleiben. In der Mitte des neuen Stadtteils, an der Grenze zwischen Wohnformen mit höherer und mittlerer Dichte, erfolgt eine Verknüpfung mit der Kaisermühlenstraße über eine neue Erschließungsgasse in Ost-West-Richtung. Nach Ausbau der Mühlgrundgasse wird diese am Südende des neuen Stadteils für den MIV-Durchgangsverkehr gesperrt. Die Zufahrt zum Zentrumsbereich an der U2-Station ist über die Wiedegasse vorgesehen.
Ruhender Verkehr:
Aus der Projekterfahrung mit hohem Grundwasserstand bei der Wohnbebauung am Mühlgrundweg süd-östlich des Bearbeitungsgebietes (Tiefgaragen mit weißen Wannen und erforderlichen Grundwasserentspannungsbrunnen) wird auf die Errichtung von Tiefgaragen grundsätzlich verzichtet.
Alle Stellplätze für individuelle Verkehrsmittel werden in den Erdgeschoß- bzw. Zwischen-geschoßzonen untergebracht.
Im Schwerpunkt der Stationen ergibt sich ein optimaler Standort für einen baumbestandenen Parkplatz, der wochentags für den Berufsverkehr und am Wochenende für den Sportplatz und den Ausflugsverkehr genutzt werden kann. Diese Einrichtung stärkt auch den kommerziellen Aspekt des U2-Stationsplatzes.

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Etappen/Zentrumsverdichtung

Die Bebauung ist in ihrer Hauptentwicklung auf die Flurrichtungen ausgerichtet und berücksichtigt daher die Grundstücksverfügbarkeiten.
In der ersten Phase können zentrumsbildende Bereiche mit hoher Dichte (bis GFD 3,5 -Zentrumsquartier) um die U2-Station entwickelt werden.
Im Süden ist eine parzellenbezogene Wohnbebauung mit einer mittleren Dichte (bis GFD 1,6) möglich.
Die Mühlgrundgasse und die EFH-Bebauung östlich davon können in den ersten Entwicklungsphasen im Bestand bleiben.
In den weiteren Ausbauphasen verdichtet sich der Stadteil, jeweils nach weiterer Grundstücks-verfügbarkeit von den Rändern zur Mitte.
Nach abgeschlossener Entwicklung des gesamten Stadtteils ist auf Grund der Lagegunst ein Entwicklungsdruck von innen nach außen, insbesondere für weitere stadtteilergänzende Funktionen und zusätzliche Arbeitsplatzstandorte zu erwarten.
Es wird davon ausgegangen, dass auf Grund des sehr guten Standortes nach "Vollausbau" weiterer Entwicklungsdruck einsetzen wird.

Für den Entwicklungsdruck sind Vorhalteflächen vorgesehen:

    1) Auf dem Parkplatz besteht ein langfristiges Entwicklungspotential ohne Beeinträchtigung der Grün- und Freiräume.
    2) Der spezifische Bebauungstyp erlaubt eine Verdichtung der Nutzungen in den unteren beiden Geschossen im unmittelbaren Stationsbereich.
    3) Richtung gründerzeitliche Blockrandbebauung in Stadlau können langfristig Umnutzungen und Entwicklungen stattfinden. Der Bereich nordwestlich der U2-Station an der Wiedgasse hat derzeit keine Nutzungen, die einer U-Bahnnähe adäquat sind. In Erweiterung des U2-Stationsplatzes könnte sich hier ein urbanes vorstädtisches Zentrum entwickeln. Als temporäre Nutzungen sind für diese Bereiche kleine, einfache Stadtgrünplätze und Spielparks vorgesehen.

 

Die Jury empfahl, das städtebaulich Konzept in einem Teilbereich des Planungsgebietes im Leitprojekt zu berücksichtigen

 

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