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Wohnarche Atzgersdorf

Kenndaten
 
Planungs- Bauzeit:  1995 - 1999
Auftraggeber: BUWOG
Adresse: 1230 Wien, Ziedlergasse 8-10
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Lage - Städtebauliche Aspekte - Infrastruktur

Die zu bebauende Liegenschaft befindet sich in gemischtem Baugebiet unmittelbar am Atzgersdorfer Ortskern und kann von bereits vorhandener sozialer Infrastruktur wie Schule, Kindertagesheim, Kirche mit Pfarrzentrum sowie Geschäften, Büros aber auch Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben profitieren.
Eine direkte Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz wie S-Bahn (Station 5 Gehminuten entfernt) und Bus ist gegeben.
Zur Naherholung bieten sich Parks wie Schönbrunn, Wienerberg, Alt-Erlaa, Lainzer Tiergarten und der Naturpark Föhrenberge an.
In der Nähe befindet sich Liesing mit Magistratischem Bezirksamt, Arbeitsamt, etc.

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Bebauung

Die tiefe Baulücke mit einer schmalen Front zur Ziedlergasse (Abmessungen: ca. 36x131 m) ist von Mischbauten mit Wohn- und Gewerbenutzungen umgeben und öffnet sich erst in ihrer Tiefe zu zusammenhängenden Grünflächen mit gärtnerischer Ausgestaltung.
Aus der Vorgabenlast durch die angrenzende heterogene Bebauungsstruktur mit erheblichen Feuermaueranteilen wurde ein mehrgeschossiger, nach innen gekehrter Atriumhaustyp abgeleitet, der, in zwei Richtungen vernetzt, einen kompakten, zusammenhängenden, 114x25,5m großen Siedlungskörper ermöglicht.
Die beiden Hauptwohnebenen sind generell um ein Nebengeschoß als Tiefgaragen- und Kellerersatz angehoben, so dass sich der eigentliche Wohnhof mit Erdkoffer in Hochlage befindet. In der Dachebene werden die beiden Hauptgeschoße um ein Atelier mit vorgelagertem Dachatrium, Sitzplatz mit Pergola, und großer Gartenterrasse erweitert.

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Erschließung

Die zwei Ein- und Ausfahrten für die Wohnarche befinden sich an der Ziedlergasse, jeweils im offenen Gelenk zwischen Alt- und Neubau. Die Erschließung und die Hauszufahrt erfolgt über Fahrstreifen mit Rasengittersteinen an den beiden Längsfronten der Baukörper. Eine durchgehend offene Vorderfront des Nebengeschoßes dient jeweils als gedeckter PKW-Abstellplatz sowie als gedeckter Eingangsvorplatz. Im Gegensatz zu einer aufwendigen Tiefgarage ergeben sich durch Einhausung der gedeckten Bereiche langfristig Nutzungsvarianten wie Hobbyraum, Arbeitsraum, Kinderspielraum etc.

 

Außenraum

Das Außenraumkonzept verfolgt eine Staffelung unterschiedlicher Freiräume nach deren Öffentlichkeitscharakter. Als intimster und privatester Außenraum ohne Einsicht sind das Atrium in der 1. Wohnebene und das Dachatrium angelegt. Im Sinne eines Eigengartens sind die Gartenterrassen im Dachgeschoß konzipiert, wobei diese mit freiem Blick über die heterogene, vorwiegend 1-2 geschossigen Nachbarbebauung zusätzlich an den umliegenden Grünflächen partizipieren können.
Auf Geländeniveau sind als Erweiterung des umlaufenden Erschließungsweges gemeinschaftliche Grünflächen mit Kleinkinderspielplatz, Spielfeld und Obstbäumen als halböffentliche Kommunikationsbereiche innerhalb der Wohnarche konzipiert.

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Wohnform - Atriumhaus

Eine städtische Wohnform mit privatem Grün; nutzungsvariabel für die unterschiedlichen Entwicklungsphasen und Wohnbedürfnisse einer Familie.
Am Atrium liegen in den Hauptgeschoßen je zwei nutzungsneutrale Räume à 20m². Eine verglaste Kernzone mit Stiege und Naßräumen verbindet diese zu einer kompakten Raumtrilogie.
Die Raumnutzungsvielfalt und die damit in Beziehung stehende Raumdimension ermöglichen:

    einerseits gleichzeitige Doppelfunktionen wie

      Essen - Wohnen

      Schlafen - Arbeiten etc.

    andererseits die kontinuierliche Adaptierung der Wohnung auf die unterschiedlichen Entwicklungsphasen einer Familie wie

      geschoßweise frei wählbares, getrenntes Wohnen, Schlafen und Arbeiten für die 3- bis 4köpfige klassische Jungfamilie.

      zwei gestapelte, autarke Zweizimmer­wohnungen mit je zwei Zimmern, Küche, Bad und WC für eine Familie mit ein bis zwei (studierenden) Jugendlichen oder anderen Familienmitgliedern wie Großeltern etc.

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Fotos: © Rupert Steiner

 

Ökonomische und ökologische Aspekte

Neben den reduzierten Außenwandanteilen aufgrund der vernetzten Anordnung der Häuser senkt die Verglasung über dem Innenhof den Energiebedarf erheblich. Dabei kann durch Schließen der flexiblen Glasmarkisen auch ein zusätzlich ganzjährig nutzbarer Raum geschaffen werden.
Weiters weisen die Außenwände einen ausschließlich auf Sichtbezüge beschränkten Öffnungsanteil auf; die Belichtung und Belüftung der zwei Hauptwohnebenen wird über das Atrium mit goßzügigen Glasportalen gewährleistet.
Die Baukörper erreichen durch direkte Erschließung der 42 Spangenhäuser (vom Wohnweg aus) und den dadurch bedingten Entfall von "gebauten Erschließungsflächen" ein sehr günstiges Verhältnis Gesamtnutzfläche (inkl. Atrien) zu Bruttogeschoßfläche (6152 : 7058 = 87%), weiters optimiert die Kompaktheit der Anlage die technische Ver- und Entsorgung.

 

 

weitere Informationen ...
Publikationen:
Der private Lichtkörper: Mehrgeschossige Atriumhäuser von Walter Stelzhammer Margit Ulama, Neue Zürcher Zeitung 5.4.01
Introvertiertes für Individualisten: Atriumhäuser in Atzgersdorf  Kurier 12.9.2000
Himmel über Atzgersdorf  Walter Zschokke, Spectrum/Presse 8.7.2000
Mediterran & avantgardistisch, Isabella Marboe, Die Furche, 02.12.1999
Repräsentation nach innen Franziska Leeb, der Standard 8.5.1999
Wohnarche Atzgersdorf Architektur Zentrum Wien / nextroom
Ein Rückgrat für drei Körper Margit Ulama, Spectrum/DiePresse / nextroom, 06.06.1998
Die Divergenz des Wohnbaus Margit Ulama, architektur aktuell Nr. 215, 1998
(Un)Gewohnt: An der Liesing Sontagsarchitektur-Führung, Kurztext a.z.w., 26.09.1999
Ein Schiff für Zeitgenossen Matthias Boeckl, Architektur Aktuell, 05.2000
Open House - Wohnarche Atzgersdorf Infromationen zur Besichtigung im Rahmen von "Findet Stadt" am 10. und 11. Steptember 2016

Vorträge:
über die: Koexistanz und Einfluss von Weg und Stadt - Typus und Struktur Vortrag im Rahmen des Seminars und Workshops "Austrian-Iranian Dialogue" X-CHANGE, Teheran, Iran

Bilder:
weitere Fotos von Rupert Steiner

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